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völlig besiegt und gesprengt. Napoleon war raschen Schrittes «Ulf
Berlin losgedrungen und hielt schon am 27. Oktober seinen Einzug
-in die trauernde Hauptstadt. In unerhörter Weise ergaben sich die
Festungen, und nur wenige Befehlshaber derselben hielten sich so
tapfer und standhaft, wie Courbier in Graudenz. Als die
Franzosen diesem Kommandanten sagen ließen: „es gebe ja keinen
König von Preußen mehr!" antwortete er: „Nun, so bin ich König
von Graudenz und werde mich zu vertheidigen wissen."
So der Oberst Gneisenau, der, unterstützt von dem Bürger Nettel-
beck, Kolberg rettete. Ebenso rettete der 75jährige Oberst Hermann
die Festung Pi'llau. Als die Franzosen vor derselben erschienen, rief
er die ganze Besatzung zusammen und ließ sie in einen Kreis treten, in
dessen Mitte ein Sarg stand; vor dem Sarge stand der Oberst selbst.
„Kameraden," sprach er, „lebendig übergebe ich die Festung
nicht/ Hier ist mein Sarg; wer mich überlebt, der lege mich
hinein. Wer ein braver Soldat ist, der schwöre: Preußen
oder Tod!" Alle schwuren — und die Festung konnte von den Fran-
zosen nicht genommen werden. —
Die Trümmer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der
Oder mit einem russischen Hülfsheere, und zwei Tage hinter einander,
am 7. und 8. Februar 1807, wurde die mörderische Schlacht bei Eilau
geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten Waffenruhm wieder
bewährten. Aber am 14. Juni erfolgte die unglückliche, entscheidende
Schlacht Lei Friedland, in welcher Napoleon einen vollkommenen
Sieg über die verbündeten Heere der Russen und Preußen erfocht.
Friedrich Wilhelm sah sich zum Frieden genöthigt. Als Napoleon in
Tilsit mit dem Könige von Preußen zusammenkam, um Frieden zu
schließen, war auch die Königin Louise dabei. „Wie konnten Sie es
nur wagen, mit mir Krieg anzufangen?" ftagte der hochmüthige Sieger.
Da richtete sich die preußische Königin hoch auf. „Dem Ruhme
Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere
Kräfte zu täuschen, wenn wir uns getäuscht haben!" ant-
wortete die Königin mit Würde — und der trotzige Sieger verstummte.—
Am 9. Juli wurde der Friede zu Tilsit geschloffen. Preußen
verlor nach diesem Friedensschluß fast die Hälfte seines Gebietes — alle
Länder westlich von der Elbe mit 5 Millionen Einwohnern. Aus
preußischen, braunschweigischen, hannöverischen und hessischen
Ländern bildete Napoleon ein neues Königreich, Westphalen,
mit der Hauptstadt Kassel, und setzte darüber seinen Bruder Hieronymus
als König. So stand jetzt ein kleines Frankreich im Herzen von
Deutschland! — Als aber Napoleon gegen Ende des Jahres 1812
aus Rußland durch Feuer, Kälte, Hunger und russische Waffen ge-
schlagen war*), da ging durch alle Herzen die fteudige Ueberzeugung,
daß jetzt die Stunde der Befreiung für das Vaterland gekommen sei.
Am 3. Februar 1813 erließ Friedrich Wilhelm von Breslau aus
*} 6. Seite 458 Nr. 28.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Courbier Gneisenau Hermann Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrichs Friedrichs Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm_von_Breslau Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Graudenz Bürger_Nettel- Kolberg Fran- Friedland Tilsit Kassel Frankreich Deutschland
willige auszurüsten, oder die Kleidungsstücke, Betten und Verbandzeug
hergaben, oder Charpie zupften, um Kranke.und Verwundete zu pflegen?;
Eine fchlesifche Jungfrau schnitt sich, weil sie nichts Anderes zu geben
hatte, ihr schönes Haar ab und gab den Erlös hin zur Ausrüstung der
Freiwilligen. Männer und Frauen wetteiferten mit einander in dem
edlen Bestreben, dem Aufrufe des verehrten Landesvaters zu entsprechen,
und Preußen ist den übrigen Deutschen damals ein würdiger Ver-
treter und das erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden.
Die Begeisterung, welche Preußen bewegte, zündete aber auch in dem
übrigen Deutschland. Von den fernsten Grenzen des Südens bis
zum Norden und Westen, wo nur immer deutsche Zungen redeten
und deutsches Blut in den Adern rollte, da wiederholte sich
derselbe Sinn, dasselbe Streben bei Jung und Alt, in jedem Stande
und in jedem Geschlechte. Ein neuer Völkersrühling war angebrochen
im deutschen Lande. Edle Sänger, wie Theodor Körner, Max
Schenkendorf, Friedrich Rückert, Moritz Arndt und viele andere
erhoben ihre Stimmen, und ihre Lieder klangen in tausendfachem Chor
wieder im Heere und im Volke.
„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los.
Wer legt noch die Hände feig in den Schooß!" —
so erklang Körner's mahnende Stimme, und Arndt sang sein berühmtes
Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?" —
Vollkommen haben es die Deutschen damals bewiesen, daß Ehre
und Freiheit, König und Vaterland chnen heilige und theure Güter
sind — und daß sie für diese Güter Siege zu erkämpfen wissen, wie
sie uns die Geschichte erzählt von den Tagen bei Großbeeren
(2?. August 1813), an der Katzbach (26. August), bei Dennewitz
(6. September) und bei Leipzig (16., 18. und 19. Oktober). —
40. Blücher und die Schlucht mr der Katzbach.
(26. August 1813.)
Am 2. Mai fand in der Nähe von Lützen die erste Schlacht in
den Befreiungskriegen statt. Napoleon hatte vermessen gedroht, der
preußische Name sollte gänzlich ausgelöscht werden aus der Reihe der
Völker. Gott aber wollte es anders. Gleich bei Lützen oder Groß-
Görschen kämpften die jungen preußischen Krieger mit einer Kühnheit
und Todesverachtung gegen die französische Übermacht, daß Napoleon
nur mit Mühe das Schlachtfeld behauptete. In größter Ruhe und
Ordnung zogen sich die Verbündeten an die Elbe zurück. Damit
aber Niemand dies als eine Flucht deuten sollte, redete Blücher am
Tage nach der Schlacht seine Truppen also an: „Guten Morgen,
Kinder! Diesmal hat es gut gegangen! Die Franzosen sind gewahr
geworden, mit wem sie es zu thun haben. Der König läßt sich bei
euch bedanken. Aber das Pulver ist alle! Drum gehen wir bis hinter
die Elbe zurück. Da werden unsere Kameraden kommen. Die bringen
uns Pulver und Blei. Dann sollen die Franzosen die schwere Noth
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Max
Schenkendorf Max Friedrich_Rückert Friedrich Moritz_Arndt Arndt August August August Napoleon Napoleon
Soldaten „Marschall Vorwärts" genannt; der König aber gab chm
den Ehrentitel: „Fürst von Wahl statt".
41. Der Trompeter an der Katzbach.
Von Wunden ganz bedecket,
Der Trompeter sterbend ruht,
An der Katzbach hingestrecket,
Der Brust entquillt das Blut.
Brennt auch die Todeswunde,
Doch sterben kann er nicht,
Bis neue Siegeskunde
Zu seinen Ohren bricht.
Und wie er schmerzlich ringet
In Todesängsten bang,
Zu ihm heruberdring et
Ein wohlbekannter Klang.
Das hebt ihn von der Erde,
Er streckt sich starr und wild.
Dort sitzt er aus dem Pferde
Als wie ein steinern Bild.
Und die Trompete schmettert —
Fest hält sie seine Hand —
Und wie ein Donner wettert
Victoria in's Land.
Victoria — so klang es,
Victoria — überall,
Victoria — so klang es
Hervor mit krästgem Schall —
Doch als es ausgeklungen,
Setzt die Trompet' er ab,
Das Herz ist ihm zersprungen,
Vom Roß stürzt er herab.
Um ihn herum im Kreise
Hielt's ganze Regiment.
Der Feldmarschall sprach leise:
Das heißt ein selig End'i
(I. Mosen.)
42. Die Völkerschlacht bei Leipzig.
(16.-18. Oktober.)
In der Mitte Oktobers zogen sich die gewaltigen Heere in der
Gegend von Leipzig zur großen Entscheidung zusammen; die Öster-
reicher unter Schwarzenberg, die Preußen unter Blücher, die
Russen unter Wittgenstein, die Schweden unter ihrem Kronprinzen,
zusammen an 300,000 Mann, die Franzosen über 200,000 Mann,
aber unter der einzigen Führung ihres ruhmreichen Kaisers. Auf beiden
Seiten ahnte man, daß hier über Europa's Geschick die blutigen Würfel
fallen sollten. Fürst Schwarzenberg rief es dem verbündeten Heere
mit ernsten Worten ins Gedächtniß. Am 16. Oktober begann die große
Völkerschlacht bei Leipzig. So schrecklich war der Kanonendonner,
daß die Erde im weiten Umkreise erbebte: auf drei Seiten zugleich ent-
brannte der furchtbare Kampf, im Südosten der Stadt bei Wachau,
im Westen bei Lindenau und im Norden bei Möckern, wo Blücher
mit seinen braven Preußen eine besondere Schlacht schlug. Mit uner-
hörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde auf beiden Seiten
der Kampf geführt; am Nachmittage des 16. schien es, als sollten die
Franzosen siegen, aber zu zeitig triumphirte Napoleon, denn bis zum
Abend errang Blücher bei Möckern die größten Vortheile. Dort hatten
die Preußen den blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen:
dreimal mußten sie das Dorf in Sturm nehmen, und dreimal wurde
es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg.
Brennende Dörfer beleuchteten das blutige Schlachtfeld, als die
Nacht heraufgezogen war; wie Leichenkerzen flackerten die Nachtfeuer
in der weiten Todtenstille, die nur von dem Winseln der Sterbenden
Haesters' Yesehuk für Okerkk. Simnuan^Ansq. 16
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Extrahierte Personennamen: Victoria Victoria_— Victoria_— Schwarzenberg Wittgenstein Schwarzenberg Napoleon
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Am Wasser der Katzbach er's auch hat bewährt,.
Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt:
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee Hinabi
Und nehmt, Ohnehosen, den Wallftsch zum Grab!
Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch
Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, noch Burg;
Sie mußten wieder springen, wie Hasen über's Feld,
Und hell ließ erklingen sein Hussah der Held.
Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlachti
Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht;
Da lagen sie so sicher nach blutigem Fall,
Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall!
Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus!
Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde un Saus!
Dem Siege entgegen zmn Rhein, über'n Rhein,
Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! (Arndt.)
In der Neujahrsnacht von 1813 ans 1814, mit dem Schlage 12 Uhr, zog
Fächers Heer bei Mannheim und er selbst hei Caub über den Rhein,
während der rechte Flügel des grossen Heeres der Verbündeten durch
Holland, der linke durch die Schweiz in Frankreich eindrang. Nach
manchen Kämpfen hielten die Verbündeten am 31. März siegreich ihren
Einzug in die stolze Hauptstadt Paris. Napoleon wurde abgesetzt und auf
die Insel Elba verwiesen. Am 30. Mai 1814 wurde der erste pariser
Friede geschlossen. Aber es dauerte kaum ein Jahr, da verliess Napoleon
Elba, kam wieder nach Frankreich und der Krieg begann von Neuem. Bei
Waterloo oder Belle-Alliance kam es am 18. Juni 1815 zur entscheiden-
den Schlacht. Die französische Armee wurde vernichtet, und die Verbündeten
hielten am 7. Juli ihren zweiten Einzug in Paris. Napoleon wurde auf
die Insel St. Helena verwiesen, wo er am 5. Mai 1821 gestorben ist. Am
20. Mai 1815 wurde der zweite pariser Friede geschlossen.
Schon nach dem ersten pariser Frieden hatten alle an dem Kriege gegen
Napoleon betheiligt gewesene Fürsten Abgesandte nach Wien geschickt, um
die Angelegenheiten der deutschen Staaten zu ordnen. Diese Versammlung,
der „Wiener Congress“ genannt, dauerte vom 20. September 1814 bis zum
9. Juli 1815. Durch diesen Congress wurde das deutsche Reich — wie es bis
1806 bestanden hatte — nicht wieder hergestellt, sondern Deutschland in
einen Staatenbund verwandelt, unter dem Namen „der deutsche Bund“, der
bis 1866 bestanden hat. Bei seiner Gründung zählte er 39, bei seiner Auf-
lösung noch 33 Staaten. Die Bundesversammlung (der Bundestag)
bestand aus den Gesandten aller deutschen Staaten und hatte ihren Sitz zu
Frankfurt am Main. Der Zweck des Bundes war die Erhaltung der
innern und äussern Sicherheit Deutschlands. Das Bundesheer
betrug im Falle eines Krieges etwa 600,000 Mann.
Preussen erhielt nach dem Wiener Congress nicht bloss seine frühern,
von Napoleon ihm genommenen Landestheile zurück, sondern ausserdem noch:
das Grossherzogthum Posen, schwedisch Pommern mit Rügen, die Hälfte
des Königreichs Sachsen, Westphalen und die Rheinprovinz.
44. Die Krieges - Denkmünze.
Traulich geht der Knab' an Vaters Seite;
Regen Sinnes und voll Wisscnslust,
Fragt er forschend, was der Schmuck bedeute,
Links, am bunten Band auf Vater's Brust. —
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Extrahierte Personennamen: Arndt Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee_Hinabi Rhein Rhein Frankreich Mannheim Rhein Holland Frankreich Paris Elba Elba Frankreich Paris Wien Deutschland Frankfurt_am_Main Deutschlands Posen Sachsen Rheinprovinz
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gen Gefechten wurden die Österreicher binnen 8 Tagen auf allen
Punkten mit einem Verlust von 22,000 Mann an Todten, Verwunde-
ten und Gefangenen gegen 14 Meilen weit zurückgedrängt, und da-
durch zugleich die Vereinigung aller drei preußischen Armeen
hergestellt. Mit dieser Vereinigung war der Zeitpunkt gekommen,
wo der König Wilhelm den Oberbefehl über die Gesammt-Armee
übernehmen sollte. Am 30. Juni verließ derselbe Berlin und traf am
2. Juli in Gitfchin bei der Armee ein, sofort das Ober-Kommando
übernehmend. Viernndzwanzig Stunden später hatte der König mit
diesem größten preußischen Heere, welches je auf einem einzigen Schlacht-
felde versammelt war, eine der glänzendsten Schlachten geliefert, welche
die Kriegsgeschichte kennt — und das rvar:
31. Die Schlacht bei Königgrätz.
(3. Juli 1866.)
(Son einem Augenzeugen.)
„Nachdem am Nachmittag des 2. Juli dem Ober-Kommandeur der
I. Armee, Prinzen Friedrich Karl, gemeldet worden, daß die öster-
reuwche Armee sich vor Königgrätz in bedeutender Stärke conzentrirt*)
habe, und nachdem die Befehle des Königs eingeholt waren, wurde der
Beschluß gefaßt, es nicht auf einen feindlichen Angriff ankommen zu
lassen, sondern sofort selbst anzugreifen.
In der Nacht vom 2. zum 3. Juli rückte Prinz Friedrich Karl mit
der 1. Armee in gerader Richtung auf Königgrätz vor. Der erste Ka-
nonenschuß fiel gegen 7 Uhr Morgens. Der Feind entwickelte von An-
beginn des Artilleriekampfes an eine wahrhaft furchtbare Macht an Ge-
schähst. Er stand bei Sadowa vor einem dichten Gehölz, das seine
Batterien**) vorzüglich bestrichen und das allem Vordringen ein un-
überwindliches Hinderniß entgegenzusetzen schien. Bald nach 8 Uhr erschien
vor Sadowa, von wo aus Prinz Friedrich Karl das Gefecht dirigirte,
Se. Majestät der König Wilhelm, begleitet von einer zahlreichen
Smte***), in welcher sich u. A. Prinz Karl, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin, Graf von Bismarck, General von
Moltke, der Kriegsminister General von Roon befanden. Der
König leitete und verfolgte vom Augenblick seiner Ankunft an mit ge-
spanntester, ernstester Aufmerksamkeit die Schlacht. Seine Erscheinung,
die im Verlaufe dieses denkwürdigen und glorreichen Tages noch so
v«l dazu beitragen sollte, den herrlichen Erfolg unserer Waffen zu
sichern, war majestätisch und schön, wie immer, aber ganz besonders
erfüllt von dem Ausdrucke einer Festigkeit und eines selbstbewußten
Muthes, wie ihn nur der Kriegsherr einer solchen Armee in sich tragen
kann. Man sah und fühlte: So sieht ein König aus, der siegen will!
*"> eonzentrirer, «= auf einem Punkte zusammenziehen/ vereinigen
**} Batterien --- Geschntzstand, die Geschütze selbst.
***) Suite --- Gefolge, Begleitung.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm Karl Karl Graf_von_Bismarck General_von
Moltke General_von_Roon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Gitfchin Mecklenburg-Schwerin
461
hier genannt fern; bet Austerlitz 2 Dez 1805, wo Napoleon über
Rußlands und Österreichs Kaiser siegte (Dreikaiserschlacht); Lei Jena
14. Okt. 1806, wo Preußen ties gedemüthigt ward; bei Aspern
21. Mai 1809, ein Heller Sonnenstrahl für die Deutschen, und Lei
Wagram 6. Juli 1809, wo Frankreich wieder siegte und Österreich
zum Frieden zwang.
Da stand nun Napoleon auf dem Gipfel des Ruhmes, und er
schien unbezwingbar, obschon die treuen Tyroler — Speckbacher,
Andreas Hofer — in ihren Bergen und die hochherzige Nation
der Spanier zeigten, daß wahre Volkskraft sich nicht so leicht bezwingen
lasse. Aber etwas fehüe ihm noch, um den mächtigen Fürsten Europas
sich gleich zu stellen, und er verstieß seine treue Gemahlin Josephine
und vermählte sich 1809 mit Marie Louise, der Tochter des Kai-
sers Franz. Diese gebar ihm 1810 einen Sohn, Napoleon n.,
in der Wiege schon König von Rom, und ist doch nie auf einen Thron
gekommen; denn der Vater, so hoch gestiegen, bereitete sich selbst und
allen den Seinigen das Verderben.
Nur ein Fürst, nur ein Reich war noch in Europa, welches sich
mit Napoleon messen konnte, dies war Rußland und sein edler Kaiser
Alexander. Wohl fühlte dieser, daß er nicht länger jenes Mannes
Herrschsucht leiden dürfte, welcher immer willkürlicher mit den Völkern
und Staaten verfuhr, so daß jener für sein eignes Reich fürchten mußte.
Aber auch Napoleon wußte, daß er sich nicht eher also, wie er wollte,
Herr von Europa nennen könne, bis jener Gebieter des ausgedehntesten
Reichs auf Erden besiegt wäre. Und um ihn zu besiegen, bot er alle
Kriegsgewalten auf, über welche sein mächtiges Scepter gebot. Mir
einem Heere von mehr als 600,000 Mann, welches fast aus allen
Völkern Europas zusammengesetzt und vortrefflich ausgerüstet war, so
daß es menschlichen Waffen fast nicht besiegbar schien, überschritt Na-
poleon die Grenze Rußlands (24. Juni 1812). Die Russen aber zogerr
sich immer weiter zurück und ließen ihm ein ödes, unvertheidigtes und
von allen Lebensmitteln entblößtes Land zum Durchmarsch. Nur bei
Smolensk, dann an der Moskwa ward fürchterlich blutig gekämpft,
und Napoleon erfuhr, obgleich er sich Sieger nennen durste, den ganzen
Grimm der Russen. Aber der Weg nach Moskau, der alten Zaren-
stadt, stand ihm offen, und im September war er Herr derselben.
Und zu rechter Zeit; denn schon ward die Jahreszeit rauher, und rasch
rückte in dem nördlichen Lande der Winter heran, wodurch der Mangel
an Lebensmitteln (denn die Russen hatten alles vor sich her zerstört)
um so empfindlicher wurde. Auch mit dem Besitze Moskaus war nicht
viel gewonnen; es war eine ungeheure Stadt ohne Menschen, und bald
sollten er und all die Seinigen auf die furchtbarste Weise aus ihren
schönen Hoffnungen gestürzt werden. Denn die ganze große, herrliche
Stadt, mit allen ihren Reichthümern und Kostbarkeiten, ging — der
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Josephine Marie_Louise Franz Franz Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Aspern Frankreich Europas Rom Europa Europa Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus
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einen Aufruf zur freiwilligen Bewaffnung: „Das Vaterland ist
in Gefahr; Preußens Jugend rüste sich zum Kampfe!" — Da
loderte die Vaterlandsliebe in Hellen Flammen auf: Jünglinge und
Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien.
Am 28. Februar schloß der König mit dem Kaiser Alexander von
Nußland ein Bündniß, in welchem letzterer gelobte, die Waffen nicht
eher niederzulegen, bis Preußen in feinem früheren Umfange wieder
hergestellt sein werde. Am 16. März erfolgte Preußens Kriegs-
erklärung an Frankreich, und am 17. März erließ der König den denk-
würdigen Aufruf an sein Volk, der mit den begeisterten Worten schließt:
„Welche Opfer auch gefordert werden, ste wiegen die heiligen Güter nicht
auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn
wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte
entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab-
hängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es, als
einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil
ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zuver-
sicht dürfen wir vertrauen, Gott und unser sesterwille werden unserer ge-
rechten Sache den Sieg verleihen, und mit ihm die Wiederkehr einer glück-
lichern Zeit!" —
Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr verordnet. „Mit
Gott für König und Vaterland" — sollte ihr schöner Wahlspruch
sein, und mit demselben schönen Worte war wenige Tage vorher (am
10. März) der Orden des eisernen Kreuzes als Auszeichnung
für die Helden des Befreiungskrieges gestiftet worden.
38 Preußens und Deutschlands Erhebung.
(1813.)
Der Aufruf des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm'slll.,
entflammte die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlandes zu dem
herrlichsten Feuer. „Der König rief, und Alle, Alle kamen!"
Von Memel bis Demmin, von Cölberg bis Glatz regte sich unter
den Preußen nur eine Stimme, ein Gefiihl, das Vaterland zu retten,
Preußen und Deutschland zu befreien. Krieg wollten die Preußen,
dm Frieden fürchteten sie, weil er unter Napoleons Gewaltherrschaft
doch kein ehrenvoller geworden wäre. Krieg! Krieg! schallte es von
den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe.
Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren,
Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll
entlassen waren, Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien
und Verwalter großer Geschäfte, für jeden Kriegsdienst längst entschul-
digt, wollten sich doch selbst nicht entschuldigen; ja, sogar Jungfrauen
drängten sich unter Verkleidungen zu den Waffen. Alle wollten sich
üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben.
Und was die Männer unter den Waffen thaten, das thaten die
Frauen durch Gebete, Ermahmmgen, Arbeiten, Sorgen und Mühen
ftrr die Ausziehenden, Kranken imd Verwundeten. Wer könnte ste alle
zählen, die Hab und Gut, Ohr- und Fingerringe opferten, um Frei-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von
Nußland Alexander Friedrich_Wilhelm'slll. Friedrich Cölberg Glatz Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Deutschland Ostsee
240
kriegen! Wer jetzt sagt, wir retiriren, ist ein Hundsfott! Guten Morgen,
Kinder!" Nach der Schlacht bei Bauzen am 21. Mai trat nun ein
zweimonatlicher Waffenstillstand ein, nach dessen Ablauf auch Öster-
reich und Schweden dem Bündnisse Preußens und Rußlands
gegen Frankreich Leitraten. Das Gesammtheer der Verbündeten bildete
jetzt drei Abtheilungen: die Nordarmee, unter dem Kronprinzen von
Schweden und den preußischen Generalen Bülow und Tauentzien;
die schlesische Armee, unter Vater Blücher, Jork und Gneisenau;
die Süd- oder Hauptarmee in Böhmen, unter dem österreichischen
Fürsten Schwarzenberg. Glorreiche Siege erfocht die preußische
Landwehr am 23. August bei Großbeeren und am 6. September bei
Dennewitz. Da wurden die Franzosen, die nach Berlin wollten, mit
blutigen Köpfen nach Hause geschickt. Die brave Landwehr schlug Alles
mit den Kolben zusammen, sie meinte: „Dat fluscht so bäter!" Die
Hauptarmee bestürmte zwar am 26. und 27. August Dresden ver-
geblich und hätte eine große Niederlage erlitten, wenn nicht ein Häuflein
Russen, angefeuert von Friedrich Wilhelm Iii., heldenmüthig bei
Kulm ausgehalten, und durch die unter Kleist herbei eilenden Preußen die
Franzosen am 30. August bei Nollendorf gänzlich geschlagen worden
wären. Aber die schönsten Lorbeeren errang die schlesische Armee am
26. August an der Katzbach. Hier besiegte Blücher, der so recht
eigentlich der'held der deutschen Freiheitskriege geworden ist, den fran-
zösischen Marschall Macdonald. Das war eine Schlacht! Blücher
wollte eben über die Katzbach, um den Feind jenseits des Flusses anzu-
greifen, als er plötzlich diesseits in den Ebenen von Wahlstatt die
Franzosen im vollen Anmarsche fand. Schnell trifft er seine Maß-
regeln, und als Alles bereit ist, ruft er: „Nun, Kinder, hab'ich genug
Franzosen herüber, nun vorwärts!" Mit dem Rufe: „Es lebe der
König!" setzt sich Alles in Bewegung. Der Regen strömt herab und
hindert das Gewehrfeuer. Es kommt zum Handgemenge, und die
Preußen — die schlesische Landwehr halb barffrß, denn die Schuhe
blieben im Koth stecken, in durch die Nässe zusammengeschrumpften
Uniformen — gewinnen mit Bajonett und Kolben schnell die Oberhand.
„Hör', Vater Blücher, heut' geht's gut!" rufen sie freudig dem Feld-
herrn zu, der immer voran ist und mit der Reiterei dem Feinde den
Garaus macht. Vom herabströmenden Regen schwellen die Flüsse im
Rücken der Franzosen, und in der tiefen Dunkelheit finden Tausende
von ihnen in der wüthenden Neisse und in der Katzbach den Tod. Blücher
verfolgte den zersprengten Feind bis an den Bober und Queiß. Dort
ließ er am 1. September einen feierlichen Gottesdienst halten,
Viktoria schießen und ein „Te Deum“ singen. Hierzu hatte er seine
Armee aufgefordert in einem Tagesbefehl, der also schloß: „Laßt uns
dem Herrn der Heerschaaren, durch deffen Hülfe ihr den Feind nieder-
geworfen, einen Lobgesang singen und im öffentlichen Gottesdienste ihm
danken. Dann sucht euern Feind aufs Neue auf!" Die Franzosen
hatten 30,000 Mann verloren. Blücher wurde von nun an von seine«
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg August August Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm August August Marschall_Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Dennewitz Berlin Dresden Kulm Katzbach Neisse Viktoria
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unterbrochen wurde. Napoleon mochte schon an diesem ersten Tage ahnen,
daß ihn das Schlachtenglüch verlassen habe; denn er versuchte am 17.
durch große Versprechungen Österreich zum Abfalle von den Verbündeten
zu verführen, aber vergeblich; am 18. mußte er den verzweifelten Kampf
noch einmal gegen die ganze Macht der Verbündeten aufnehmen. Rechts
neben dem Dorfe Probstheida befindet sich eine Anhöhe, auf welcher eine
Windmühle stand. Hier hielt Napoleon und leitete die Schlacht. Ihm
gegenüber weilten auf einem Hügel die drei verbündeten Monarchen,
Friedrich Wilhelm Iii. und die Kaiser Alexander und Franz,
nebst dem Marschall Schwarzenberg. Abermals bestand der ungeheure
Kampf aus drei Schlachten, die im Norden, Osten und Süden von
Leipzig geschlagen wurden. Auf dem Raume von einer Quadratmeile
focht eine halbe Million Menschen. Die Verbündeten wetteiferten an
Muth und Tapferkeit; aber auch die Franzosen stritten mit helden-
müthiger Ausdauer. Bald neigte sich Napoleons Glücksstern. Im Norden
der Stadt, wo Held Blücher kämpfte, erlitten die Franzosen eine so
vollständige Niederlage, daß sie in Unordnung das Schlachtfeld verließen.
Hier begab es sich auch, daß die sächsischen Truppen, welche bisher
gezwungen dem fremden Machthaber gefolgt waren, mit Hörnerklang und
Trompetenschall zu den Kämpfern für Deutschlands Freiheit übergingen.
— Am blutigsten aber rásete die Schlacht bei dem Dorfe Probstheida.
Unzählige Opfer wurden hingerafft. Hoch über Leichenhügel schritten die
Kämpfenden daher, und ihr Fuß watete im rauchenden Blut. Über
300 Kanonen donnerten auf diesem Punkte gegen einander, Schon neigte
sich der Tag — es war 5 Uhr Nachmittags — da ließ Friedrich
Wilhelm dem schrecklichen Blutvergießen ein Ende machen; denn von
allen Seiten eilten die Siegesboten herbei. Die Feinde räumten von
selbst das Dorf. Die drei verbündeten Monarchen aber, als sie von
ihrem Hügel herab überall ihre siegreichen Banner daher wehen sahen,
sanken auf ihre Kniee, und ein stilles Gebet drang zum Herrn der Welt
empor, dessen Arm der guten Sache den gerechten Sieg verliehen hatte.
Ganz anders sah es auf dem gegenüber liegenden Windmühlen-
hügel aus. Ernst, -nachdenkend und in sich gekehrt, schritt Napoleon
umher. Schweigend blickte seine Umgebung auf den ernsten Gebieter,
der nun die Nothwendigkeit seines Rückzuges einsah. An einem Wacht-
feuer wurden die erforderlichen Befehle ausgefertigt. Während der
Zeit überwältigten den Kaiser die Anstrengungen des Tages. Auf
einem hölzernen Schemel sitzend, war er erschöpft in Schlummer gesunken.
Stumm und düster umstanden seine Generale das Wachtfeuer, und nach
einer Viertelstunde erweckte ihn das Geräusch seiner abziehenden Truppen.
Dann ritt er nach Leipzig zurück und nahm dort sein Nachtquartier.
Noch in derselben Nacht begann der Rückzug der französischen
Schaaren. Gegen 9 Uhr des Morgens verließ Napoleon am 19.
Oktober Leipzig; nur mit Mühe konnte er wegen des Drängens und
Treibens aus der Stadt gelangen. Denn schon schritten die Verbün-
deten von allen Seiten zur Erstürmung Leipzigs heran und drangen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Franz Franz Marschall_Schwarzenberg Napoleons Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst Napoleon Napoleon
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in die Stadt em. Durch eiligste Flucht suchten die Franzosen sich
zu retten. Da plötzlich flog die steinerne Elsterbrücke in die Luft,
und damit erlosch ihnen die letzte Aussicht auf Entkommen. Der Po-
lenfürst Poniatowsky, welcher sich durch Schwimmen retten wollte,
fand in den Fluchen seinen Tod. Ganze Schaaren von Franzosen
wurden gefangen genommen. Im Ganzen zählten sie in jenen Tagen
38,000 Todte und Verwundete und 310,000 Gefangene; aber auch
die Verbündeten hatten ihren Sieg mit 42,000 Todten und Vn!wun-
deten erkaufen müssen. — Am 19. Oktober zogen die verbündeten
Monarchen feierlich in Leipzig ein. Es war ein großer Augenblick,
als sich die drei Fürsten Angesichts ihrer tapfern Schaaren die Hände
reichten, um sich zur Befreiung Deutschlands Glück zu wünschen Von
den Siegern immer noch verfolgt, zogen die Franzosen in Eilmärschen
über Erfurt dem Rheine zu, wurden aber am 21. Oktober bei Freiburg
an der Unstrut von Kork arg mitgenommen. Der bayerische General
Wrede suchte dem französischen Heere bei Hanau den Durchzug zu wehren,
und nur mit großem Verluste schlug sich Napoleon am 30. und 31. Oktober
durch, um die Trümmer seines Heeres über Frankfurt zum Rheine zu
führen, den er am 2. November bei Mainz zum letzten Male überschritt.
O Leipzig, du freundliche Lindenstadti
Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal;
So lange rollet der Zeiten Rad,
So lange scheinet der Sonne Strahl,
So lange die Ströme zum Meere reisen:
Wird noch der späteste Enkel preisen
Die Leipziger Schlacht. (®. M. Arndt.)
43. Das Lied von Blücher.
(1813.)
„In Harren und Krieg, in Sturz und Steg,
Bewußt und groß, so riß er uns vom Feinde los."
G öthe's Grabschrift auf Blücher
Was blasen die Trompeten 1 Husaren heraus I
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus,
Er reitet so freudig sein muthiges Pferd,
Er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert.
O schaut, wie ihm leuchten die Augen so klar!
O schaut, wie ihnl wallet sein schneeweißes Haart
So frisch blüht sein Alter, wie greifender Wein,
Drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein.
Er ist der Mann gewesen, als alles versank,
Der muthig hin gm Himmel den Degen noch schwang.
Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart:
Franzosen zu weisen die preußische Art.
Er hat dm Schwur gehalten. Als Kriegesrus erklang,
Hei! wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang!
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht,
Mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
Bei Lützen auf der Aue da hielt er solchen Strauß,
Daß vielen Tausend Welschen der Athem ging aus,
Viel Tausende liefen gar hastigen Lauf,
Zehntausend entschliefen, die nie wachen auf.
16*
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Extrahierte Personennamen: Poniatowsky Wrede Napoleon Arndt